Der eingebildete Kranke

Komödie von Molière

Mit Maria Hartmann, Jonas Minthe, Holger Umbreit u. a.
Regie: Volker Lechtenbrink/Wolf-Dietrich Sprenger

Klassische Komödie in einer neuen Bearbeitung von Volker Lechtenbrink

Der reiche Kaufmann Argan ist ein Hypochonder der besonderen Art. Seine Todesangst treibt ihn zu teuren, skurrilen Kuren und Heilungsmethoden. Er beschäftigt ein ganzes Heer von Ärzten, die gepfefferte Honorare kassieren. Auch seine untreue zweite Ehefrau Béline ist nur hinter seinem Geld her. Um die Arztkosten zu senken, will Argon seine Tochter Angélique mit dem wenig attraktiven Arzt Monsieur Diafoirus verheiraten. Angélique ist aber unsterblich in Cléante verliebt. Toinette, Dienerin im Hause Argan, kann diese Machenschaften nicht länger ertragen und spinnt eine Intrige, die Argan endlich und endgültig die Augen öffnen soll.

Molière (1622 - 1673) analysiert in seiner letzten Komödie die Mechanismen des Betrugs und der Manipulation. Mit ›Der eingebildete Kranke‹ zeichnet er die Charakterstudie eines Mannes, der mit seiner Egomanie und seiner Gesundheitshysterie seine Umwelt tyrannisiert. Molière selbst spielt die Titelrolle in seiner eigenen Inszenierung. Während der vierten Vorstellung bricht er auf der Bühne zusammen und verstirbt kurz darauf.

Ernst-Deutsch-Theater Hamburg

Kritiken

Kritik aus der Borkener Zeitung vom 15.02.2019

Theater in der Stadthalle
Der eingebildete Kranke ist ein Volltreffer

Von Claudia Peppenhorst

Borken. Molières Klassiker "Der eingebildete Kranke" in einer Inszenierung von Volker Lechtenbrink stand am Mittwochabend vor beinahe ausverkauftem Haus auf dem Programm in der Stadthalle im Vennehof. Optisch war das Theaterstück mit Bühnenbild und den Kostümen dem Original aus dem 17. Jahrhundert stark nachempfunden - nicht jedoch in seiner Deftigkeit. Laute Darmwinde und die Reaktionen darauf hätte es zur Zeit König Ludwig XIV. in einem vornehmen Theater wohl eher nicht gegeben. Am Mittwoch aber sorgten alle physiognomischen und medizinischen Besonderheiten für Lacher und Begeisterung im Publikum, untersrichen sie doch die "Verrücktheit" Argans, des eingebildeten Kranken.

Argans Bruder macht diesem klar, dass er kerngesund sei, denn sonst könne er nicht die Torturen der zahlreichen Aderlässe und Klistiere überstehen. Um das Ende vorwegzunehmen. Im Grunde ist der eingebildete und sehr reiche Kranke also gar nicht krank. Sein Problem sind vielmehr die hohen Arztrechnungen. Um diese zu mindern, kommt er auf die Idee, seine Tochter mit einem Arzt zu verheiraten. Für ihn wäre das - auf Neudeutsch - eine Win-Win-Situation.

Tochter Angélique allerdings ist in jemand anderen verliebt, Vaters Pläne lassen sie mehrfach in Ohnmacht fallen. Sie knallt regelrecht zu Boden, fast eine Slapstick-Nummer, und niemand kommt mit einem Riechfläschen. Sie bekommt einfach ein Glas Wasser ins Gesicht geschüttet. Nun, Argans Plan geht nicht auf, zu sehr ist er mit seiner Krankheit beschäftigt. Das nutzt seine Ehefrau für ihre Affäre, und gerne würde sie ihn so schnell wie möglich beerben. Aber auch hier werden die Pläne durchkreuzt von Argans Bruder und dem taffen Dienstmädchen Toinette, die eine in mehrfacher Hinsicht tragende Rolle übernimmt.

Der vorgetäuschte Tod Argans öffnet diesem die Augen: Seine Frau ist nur hinter seinem Geld her, seine Tochter liebt ihn, Dienstmädchen und Bruder halten zu ihm und Notare und Ärzte wollen nur an ihm verdienen. So ist es logisch, dass der eingebildete Kranke am Ende selbst zum Arzt über seinen Körper wird. Der Ausspruch seines Bruders hat wohl auch für unsere Zeit mehr als einen Funken Wahrheit: "Wir sterben weniger an den Krankheiten als an der Medizin."

Langer, begeisterter Applaus bescherte den neun großartigen Schauspielern vom Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg gebührenden Dank für die äußerst gelungene zweistündige Aufführung. Damit hatte die Kulturgemeinde Borken in ihrer Theaterreihe einen echten Volltreffer gelandet.