Noch einen Augenblick

Komödie von Fabrice Roger-Lacan mit Tanja Kuntze, Martin Müller, Andreas Hertel, Oliver Mirwaldt; Regie Thomas Luft

Erinnern Sie sich noch an den Film "Ghost - Nachricht von Sam"? Die Geschichte einer Liebe weit über den Tod hinaus. Fabrice Roger-Lacants neue Komödie weist gewisse Ähnlichkeiten auf und ist doch ganz anders.

Suzanne und ihren Mann Julien verbindet eine innige Beziehung, privat und beruflich. Sie, eine gefeierte Schauspielerin in den besten Jahren und er ein erfolgreicher Regisseur auf dem Zenit seines Schaffens. Eine nahezu perfekte Ehe, über viele Jahre. Aber eben nicht ganz perfekt. Julien ist nämlich tot. Ein schwerer Autounfall hat die beiden Liebenden auseinandergerissen. Davon ist aber erst mal gar nichts zu spüren. Julien ist nämlich da, und wie! Ständig ist er um sie herum. So als wäre nichts geschehen. Wie immer werden die alltäglichen Dinge miteinander besprochen. Mit dem kritischen Blick des Regisseurs soll Julien ein neues Kleid an seiner geliebten Suzanne begutachten und natürlich gefällt ihm, was er sieht. Sehr sogar. Aber warum plötzlich ein neues Kleid? Seit seinem Tod vor über einem Jahr hat Suzanne sich von der Welt zurückgezogen, weigert sich aufzutreten oder Anfragen auch nur in Betracht zu ziehen. Die Rollen seien reizlos und die Autoren uninspiriert. Julien ist natürlich ganz ihrer Meinung, hat er sie doch so ganz für sich. Und so könnte es aus seiner Sicht auch weitergehen, bis in alle Ewigkeit. Wäre da nicht Simon, Suzannes studentischer Untermieter mit seinen liebestollen Avancen. Obwohl sie seine Mutter sein könnte will er unbedingt mit Suzanne ins Bett, sie heiraten oder sich für sie umbringen. Das geht Julien ziemlich auf die Nerven. Aber was soll er machen, außer Suzanne kann ihn keiner sehen. Trotzdem versucht er mit aller Vehemenz diesen völlig inakzeptablen Nebenbuhler abzuwimmeln. Was natürlich zu äußerst komischen, fast Slapstick artigen Situationen führt. Zu seinem vollständigen Entsetzen erwartet Suzanne an diesem Abend noch Besuch. Max, ein bekannter Theaterautor hat sich angekündigt. Schon lange versucht er Suzanne für eines seiner Stücke zu gewinnen, die Julien in die Kategorie "unterste Schublade" einordnet. Für ihn ist Max ein völlig über bewerterter Schmierfink, der es eigentlich nur auf Suzanne abgesehen hat und sie mit seinem öligen Charme rumzukriegen versucht. Und genau für diesen Anlass hat Suzanne sich ein neues Kleid gekauft? Julien kann es kaum fassen, aber auch nicht verhindern. Max erscheint mit seinem neuen Stück, einem großen Rosenstrauß und vielen blumigen Komplimenten. Julien leidet. Mitansehen zu müssen wie Max' Blicke an Suzanne kleben, bricht ihm ein Herz, das eigentlich gar nicht mehr schlägt. Suzanne und Max beginnen zu lesen, der Text klingt schwülstig. Das Stück spielt in der Zeit Ludwig des XV. Im Mittelpunkt steht die letzte Geliebte des Franzosen-Königs. Eine Nutte, sagt Julien trocken. Max hingegen sieht sie als dramatische Kurtisane, nennt Maria Magdalena, Manon Lescaut und die Kamiliendame in einem Atemzug. Begeistert von der Vorstellung, große Robe und eine Perücke im Stil dieser Zeit tragen zu können, gesteht Suzanne, dass sie schon immer auf ein solches Angebot wartet. Max kann sein Glück kaum fassen und Julien dreht durch. Das ist selbst für einen Toten zu viel ...!

NOCH EINEN AUGENBLICK ist eine gefühlvolle, romantische, aber auch groteske Komödie, die sich mit Trauer, Neubeginn und der großen Liebe auseinandersetzt. Im Mittelpunkt steht Suzanne, eine gestandene Frau, die von drei Männern umworben wird. Eine Paraderolle für eine erfahrene Theaterschauspielerin. Und mit Julien, Max, und Simon präsentiert der Autor drei Herren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Einzig vereint in ihrer jeweils speziellen Hingabe für Suzanne.

Der Autor: FABRICE ROGER-LACAN wurde 1966 geboren und studierte in Paris und New York Dramatisches Schreiben. Gleich sein erstes Stück "Der Krawattenclub" wurde für den begehrten "Prix Molière" nominiert, hat es neben vielen internationalen Aufführungen bis ins Mekka des "well made plays", dem Londoner West End geschafft und wurde schließlich noch mit Charles Berling in der Hauptrolle verfilmt. Französische Regiegrößen wie Édouard Baer,  Benoit Jacquout und Bruno Chiche inszenieren seine Stücke. Außerdem schreibt Fabrice Roger-Lacan Drehbrücher für Film und Fernsehen.

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