5. Konzert der Borkener Konzertreihe: Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg

Highlights der Panflötenkunst – eine musikalische Zeitreise: G. F. Händel, A. Vivaldi, W. A. Mozart, E. Elgar, P. Tschaikowski

 Leitung: Juri Gilbo
Solistin: Hannah Schlubeck, Panflöte
 

Die Russische Kammerphilharmonie bespielt die wichtigsten Konzertsäle und Festivals Europas zusammen mit international gefragten Solisten. Vor 24 Jahren übernahm der Bratschist und Dirigent Juri Gilbo die künstlerische Leitung des Ensembles. 

Diesmal ist Hannah Schlubeck als Solistin eingeladen, die Perlen der Klassik auf der Panflöte interpretiert. Schlubeck erhielt Deutschlands ersten Hochschulabschluss für dieses Instrument. In mehr als 25 Jahren hat die Musikerin über 1500 Konzerte in aller Welt gegeben. Daneben führt sie einen Musikverlag und ein Plattenlabel, wo sie 13 eigene CDs veröffentlicht hat.

 

Alle Musiker des Orchesters spielen an jedem Pult mit sensibler Treffsicherheit, lebendigem Puls, flexiblen Tempi und hoher Klangkultur.“ (Westfälische Rundschau)

 

„Als Schlubeck dann die Empore verließ und hingebungsvoll spielend durch die Reihen ging, war das für Viele der emotionale Höhepunkt des Tages.“ (Neue Osnabrücker Zeitung)

Kritiken

Kritik aus der Borkener Zeitung vom 10. Mai 2022

Konzert der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg
Musiker senden Botschaft des Friedens

Borken (stu). Es war ein Konzert mit einer Tiefendimension und weit mehr als eine "musikalische Zeitreise mit Highlights der Panflötenkunst", als die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg am Sonntag in der Stadthalle auftrat. Denn auf den Tag genau vor 77 Jahren hatte Deutschland bedingungslos kapituliert, was zum Ende des Zweiten Weltkrieges führte. Jetzt wollten die Musiker und ihr Dirigent Juri Gilbo angesichts des Angriffskrieges Russlands gegen die Urkaine ein Zeichen des Friedens setzen. "Lassen Sie uns hoffen, dass dieser schreckliche Krieg bald vorbei ist", sagte Gilbo, und sofort brandete im Saal großer Applaus auf.

Das die Musiker auch Friedensbotschafter sind, weil in ihrem Orchester Künstler aus unterschiedlichen Ländern wie aus der Ukraine und aus Russland großartig miteinander harmonieren, hatte schon Borkens Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing zuvor in ihrem Grußwort betont. Auch das Zitat von Mahatma Gandhi ("Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."), das auf der Bühne zu lesen war, unterstrich den friedensliebenden Charakter des Abends.

Wunderbar passte dazu der Auftritt der St. Petersburger und ihr facettenreiches Programm: Schon der Auftakt mit Georg Friedrich Händels "Die Ankunft der Königin von Saba" deutete an, dass die Musiker wieder einmal mit ihrer hinreißenden Klanghomogenität und feintemperierten Einsätze glänzten. Bei der beliebten "Arie des Papageno" aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Zauberflöte" kam die Solistin Hannah Schlubeck hinzu und nutzte geschickt die akustischen Verhältnisse. Vom Eingangsbereich kommend ging sie durch die Reihen und bezauberte mit ihrem warmen Panflötenspiel die Herzen. Danach verwandelte sie sich in die "Königin der Nacht" und trug in der gleichnamigen Arie zu den lieblichen Zwiegesprächen bei, die sich mit dem Kammerorchester ergaben. Filigran loteten danach die Musiker das "Melodrama" aus Peter Tschaikowskis Suite "Schneeflöckchen" aus und spiegelten schön die Seelentiefe dieses Werks wider. Wie gut sich die Solistin und das Orchester miteinander abstimmten, zeigte einmal mehr das "Flötenkonzert in G-Dur RV 435" von Vivaldi. Den beschwingten ersten Satz löste ein inniges Largo ab, das ganz von den langsamen Wechseln zwischen Panflöte und den Streichern getragen war. Schwungvoll und mit viel Biss kam das (Schluss-)Allegro daher. Mit zwei Sätzen aus Johann Sebastian Bachs "h-Moll Suite BWV 1067" klang der erste Konzertteil aus. Beeindruckend, wie dezent sich im Menuett die Streicher anfangs zurückhielten, um sich später furios zu steigern. Und wie brillant Schlubeck die beliebte Badinerie intonierte: Selbst im rasanten Tempo mutete jeder Flötenton so sauber und prägnant an, dass es für den virtuosen Vortrag anschließend Bravorrufe gab.

Hinreißend spielte das Kammerorchester nach der Pause die "Serenade für Streichorchester e-moll op. 20" des britischen Komponisten Edward Elgar. Unter den Stücken von zeitgenössischen Musikern, die folgten, begeisterten besonders das eingängige "Palladio" von Karl Jenkins und die vier Tänze aus der "Rumänischen Suite" in einer Bearbeitung von Thorsten Schäffer. Einfach meisterhaft, wie Schlubeck und die Streicher nicht nur hier die wechselnden Stimmungen und Tempi auskosteten. Mit Klezmermusik von Ed Goldberg endete der hochkarätige Vortrag.

Fotos: © Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg / Bettina Oswald Schwelm