Diener zweier Herren

Nach dem Autor und Dramaturgen John von Düffel

Der Diener Truffaldino geht in den 70er-Jahren nach Pforzheim, um Arbeit zu suchen. Er stolpert in zwei Jobs, dient einem schwedischen Produzenten und einem Mafioso, der sich als Frau entpuppt. Diese ist in den Schweden verliebt, was ein ziemliches Durcheinander verursacht. Commedia dell`arte in einer Neubeschreibung am Rande des Schwarzwaldes, zwischen Ekel-Alfred und Klimbim und typisch deutscher Gastfreundschaft.

Neues Globe Theater

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Kritiken

Kritik aus der Borkener Zeitung vom 12.10.2024

Reihe der Kulturgemeinde
Ein Theaterabend zum Vergessen

Von Dorothea Nattefort

Borken. Die Kulturgemeinde erlebte mit dem Stück "Diener zweier Herren" von Carlo Goldoni am Donnerstagabend einen gewaltigen Reinfall. Goldonis Stücke feierten oft große Erfolge; besonders  das 1745 erschienene Lustspiel "Diener zweier Herren" findet sich bis heute im Repertoire vieler Theater. Insofern ist es nachvollziehbar, dass die Kulturgemeinde den Klassiker ins Programm nahm. Was dann vom Globe Theater Potsdam dargeboten wurde, entsprach in keiner Weise dem, was man sonst vom Angebot der Kulturgemeinde kennt.

Die Handlung entwickelte sich so konfus, dass für den Zuschauer, der die Vorlage nicht kannte, kaum noch möglich war, zu ermitteln, worum es eigentlich gehen sollte. Laut Programmheft soll der Hunger, der Truffaldino als Diener dazu veranlasst, eine Anstellung bei zwei Arbeitgebern anzunehmen, das zentrale Motiv der Aufführung sein. Nicht einmal das kam sinnvoll zum Ausdruck. Die Inszenierung verpflanzte das Geschehen in die 1970er Jahre. Die klischeehafte Darstellung der Charaktere, die alle Vorurteile bedient, vom naiven türkischen Gastarbeiter bis hin zum Italiener, der natürlich mit der Mafia im Bunde ist, wird an keiner Stelle aufgelöst. Darüber kann heute niemand mehr lachen. Und das galt ganz sicher auch für die zahlreichen sexuellen Anspielungen und die Darstellung entsprechender Aktivitäten. Besonders Anja Lemmermann konnte einem für den Part der lüsternen Braut, den sie zu spielen hatte, schon leid tun. Das war zum Fremdschämen.

In der Pause verließ dann ein großer Teil des Publikums das Theater. Und es wurde nicht besser. Der platte Klamauk, der bereits die erste Hälfte des Stücks bestimmt hatte, setzte sich eher noch peinlicher fort. Das Borkener Publikum erwies sich einmal als höflich - und in diesem Fall auch als leidensfähig. Die verbliebenen Zuschauer applaudierten den Darstellern, die ja selbst Opfer einer völlig misslungenen Inszenierung waren.

Das Ensemble des neuen Globe Theaters aus Potsdam sieht sich laut Programmheft "in der Tradition der großen Theaterfabulierer und Geschichtenerzähler". Die Truppe wurde mit den Produktionen "Wie es euch gefällt" und "König Lear" zum Internationalen Shakespeare-Festival ins Globe Theater Neuss eingeladen und wird vom brandenburgischen Kulturministerium gefördert. Einem solchen Ensemble auch einmal die Chance zu geben, in Borken aufzutreten, liegt nahe. Dass dies eine solche Enttäuschung zur Folge haben sollte, konnte wohl niemand ahnen.

Bildunterschrift: In der Inszenierung von "Diener zweier Herren" reihte sich ein Klischee ans andere. Foto: Nattefort